24 Jun Seniorenbetreuung und Demenzbetreuung in der Praxis
Viele Missverständnisse und Probleme innerhalb der Seniorenbetreuung und Demenzbetreuung resultieren aus Unsicherheit und mangelndem Wissen. Aus diesem Grund haben wir von der Veedelspflege Köln hier einmal ein paar Handlungsrichtlinien für Euch zusammengefasst, die den Umgang mit Senioren und Demenzkranken erleichtern können.
Begegnungen innerhalb der Seniorenbetreuung und Demenzbetreuung
Wer mit Senioren oder Menschen mit Demenz arbeitet, der weiß um die hohe Bedeutung einer emotional zugewandten und wertschätzenden Begegnung. Auch wenn die eine oder andere körperliche oder geistige Fähigkeit möglicherweise bereits verloren gegangen ist, spüren Senioren und an Demenz erkrankte Menschen in der Regel instinktiv, ob man ihnen wohlwollend und auf Augenhöhe begegnet oder nicht. Daher sollte auch nichts unter Zeitdruck geschehen, da dies Seniorenbegleiter wie betroffenen Senioren gleichermaßen belastet.
Es ist wichtig zu wissen, dass körperliche oder geistige Einschränkungen für die Betroffenen immer auch ein Stück weit Verletzlichkeit mit sich bringen, die bewältigt werden muss. Um so wichtiger ist es, den betroffenen Menschen zartfühlend und fürsorglich zu begegnen.
Die Bewertung der Hilfe erfolgt für die Betroffenen übrigens erst in zweiter Linie nach der Fachlichkeit, auch wenn diese ohne Frage die existenzielle Grundlage einer adäquaten Hilfe ist. Viel größere Bedeutung kommt in diesen Fällen jedoch der emotionalen Bewertung durch die Betroffenen zu. Senioren und Menschen die an Demenz leiden wollen und müssen sich wohlfühlen in der Beziehung. Dann und nur dann ist auch eine sinn- und zielführende Hilfe möglich.
Bedürfnisse innerhalb der Seniorenbetreuung und Demenzbetreuung achten.
Hinsichtlich der menschlichen Bedürfnisse ändert sich auch im Alter und bei Erkrankungen im Grunde nur wenig. Vielen ist hierzu vielleicht die Maslowsche Bedürfnispyramide bekannt, an der man sich auch innerhalb der Senioren und Demenzbetreuung gut orientieren kann.
- Physiologische Bedürfnisse
Hunger, Durst, Sexualität, Schlaf, Nahrung, Kleidung, Wohnverhältnisse, Wunsch nach sozialer Integration - Sicherheitsbedürfnisse
Ordnung und Zuverlässigkeit, Schutz vor Schmerz, Angst und ungeregelten Verhältnissen - Soziale Bedürfnisse
Liebe und Zärtlichkeit, Zuwendung, Geborgenheit, Vertrauen - Individualbedürfnisse
Selbstachtung, Achtung und Leistung - Selbstverwirklichungsbedürfnis
- Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Nützlichkeit
Die hier dargestellten Bedürfnisse bauen aufeinander auf und je mehr eine Bedürfnisebene befriedigt wird, umso mehr wird der oder die Betreute in die Lage versetzt, sich den Bedürfnissen der nächsthöheren Stufe zuzuwenden.
Sonderfall innerhalb der Bedürfnisorientierung bei der Demenzbetreuung
Für Menschen mit Demenz verkehren sich die Bedürfnisse geringfügig. Sie streben mehr nach sozialer Bindung, Geborgenheit und Zuwendung. Psychologische Bedürfnisse werden leicht vergessen und treten in den Hintergrund. Die Herausforderung in der Begleitung liegt hier also in der zeitgleichen Abdeckung beider Bedürfnisebenen.
Unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen in der Seniorenbetreuung und Demenzbetreuung
Wer schon einmal vom Konzept des Konstruktivismus gehört hat, weiß, dass es nicht die eine und allgemein gültige Wirklichkeit gibt, sondern vielmehr so viele Wirklichkeiten, wie es Menschen auf dieser Welt gibt. Innerhalb sozialer Bezüge existiert lediglich ein allgemein anerkannten Konsens über die Beschaffenheit bestimmter „Wirklichkeiten“.
Senioren oder Menschen die an Demenz erkrankt sind treten hier zum Teil noch einmal aus diesen allgemein anerkannten Wirklichkeiten heraus, erweitern diese oder deuten sie um. Auch dieser Tatsache muss innerhalb der Seniorenbetreuung oder der Demenzbetreuung Rechnung getragen werden. Es ist wichtig zu wissen, dass die Betroffenen ihre Umwelt oft nicht mehr als den sicheren Ort wahrnehmen, der er eigentlich ist. Es findet ein Wechsel statt zwischen der erlebten Welt vor vielen Jahren und der aktuell erlebten Welt. Zeitliche Zusammenhänge verschwimmen. All das führt zu einer zunehmenden Unsicherheit, der man mit liebevoller Konstanz begegnen kann, um so von außen Sicherheit zu bieten. Eine Aufgabe, die durchaus für beide Seiten bereichernd sein kann, denn alles, was man sendet, kommt gerade in diesem Kontext nocheinmal so intensiv zurück.
In diesem Sinne bleibt mir tatsächlich nur, Euch ebenso viel Freude an und in Euren Begegnungen zu wünschen, wie ich und wie wir es hier bei der Veedelspflege oftmals erleben dürfen.
Euer Sascha Heyna und Team von der Veedelspflege
Seniorenbetreuung, Demenzbetreuung und Ambulanter Pflegedienst für Köln
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Biografiearbeit mit Senioren und Menschen mit Demenz